Betrüger bringen Deutsche Anleger ums große Geld16. November 2021
Viele Menschen sind heute nahezu täglich im Internet unterwegs, auch Verbrecher sehen diese Entwicklung und begehen diverse Straftaten zunehmend über das Internet. Es entstehen stetig neue Betrugsmaschen. Eine solche Abwandlung ist die betrügerische Form des Online-Tradings bzw. des CFD-Tradings. Beim CFD-Trading handelt es sich um sogenannte Contracts for Difference. Anleger erwerben beim CFD-Trading anders als bei regulären Aktiengeschäften keine Unternehmensanteile, sondern Finanzderivate, welche hochspekulativ sind und sich an den entsprechenden Basiswert einer Aktie richten und ableiten lassen. Ein besonderes Verfahren, welches aktuell bei der Zentralen Kriminalinspektion (ZKI) Braunschweig geführt wird, möchten wir Ihnen hier vorstellen und Ihnen Tipps nennen, wie Sie sich vorab schützen können oder im Falle ein Straftat reagieren sollten. Was ist in dem Verfahren „CFD Swindler“ passiert? Unsere Kolleginnen und Kollegen von der ZKI Braunschweig ermitteln seit 2019/2020 gegen die online Plattform „Fx-leader.com“. Es liegen bundesweit Fälle mit Bezug zu der Plattform vor und es sind Anzeigen aus allen Bundesländern bekannt. Der finanzielle Schaden summiert sich bei den bekannten Fällen auf einen hohen 7-stelligen Betrag und bezieht sich nur auf die Plattform „Fx-leader.com. Aus den Ermittlungen geht hervor, dass in der technischen Struktur Hinweise über 250 weitere Online-Trading Plattformen vorliegen. Auf 85 dieser Plattformen lassen sich darüber hinaus konkrete Hinweise darüber ableiten, dass es sich anhand der Programmierung und dem Aufbau um einen Betrug handelt. Die Ermittlungen der StA Göttingen und der ZKI Braunschweig dauern weiterhin an. Funktionsweise Bei der betrügerischen Plattform „Fx-leader.com“ gaben Geschädigte ihre persönlichen Daten an und wurden im Anschluss von sogenannten Brokern kontaktiert. Diese führten die Geschädigten in das System des Online-Tradings auf der entsprechenden Seite ein. Dabei wurde dem Geschädigten vorgetäuscht, dass er in bestimmte Produkte (Öl, Gold, Silber, Kryptowährung wie Bitcoin) investiert. So wird auf der Plattform im persönlichen Kontobereich sogar ein schneller und hoher Gewinn vorgegaukelt, um den Geschädigten zu weiteren Zahlungen zu bewegen. Das investierte Geld wurde jedoch auf verschiedene ausländische Konten weltweit überwiesen. Der Geschädigte hat anschließend keinen Einfluss mehr auf das investierte Geld. Das Guthaben auf der Täterplattform und der Kontakt zu den Geschädigten wurde täterseitig „eingefroren“ und nach einiger Zeit auf null gesetzt. Eine Auszahlung des Guthabens erfolgte nicht. Wie sind die Täter dabei vorgegangen? Die Täter schalteten in unserem Fall eine Website, welche seiner Zeit unter „Fx-leader.com“ aufgerufen werden konnte. Für die Bewerkstelligung der technischen Infrastruktur wurden Dienstleistungen unterschiedlicher Sektoren eingekauft. Bspw. wurden Marketing Firmen damit beauftragt, gezielt Werbung für die Plattformen zu schalten. Darüber hinaus wurden Call Center geschaffen oder übernommen, um direkten Kontakt zu den „Kunden“ aufzubauen und aufrecht erhalten zu können. Um dieses Gesamtkonstrukt zu finanzieren, wurde auch der finanzielle Sektor ausgelagert. Zusammenfasst wurde im Rahmen der Ermittlungen deutlich, dass es sich um ein großes und komplexes Netzwerk handelt, welches gewisse Arbeitsschritte auslagert oder andere Dienstleister mit Aufgaben betraut. Nach erfolgter Anmeldung wurden die Geschädigten in der Regel telefonisch kontaktiert. Dabei handelte es sich um Call Center Mitarbeiter. Über diverse Gespräche auf persönlicher und emotionaler Ebene wurde ein Vertrauensverhältnis zu den Geschädigten aufgebaut. Dieses Vertrauen wurde dafür genutzt, um die Geschädigten zu immer höheren Investitionen zu bewegen. Außerdem konnte aus Ermittlungserkenntnissen anderer Behörden festgestellt werden, dass zu den Geschädigten einschlägige Profile angelegt und gepflegt wurden, um besondere Merkmale, Interessen und Desinteressen in den Gesprächen aufzugreifen. Wie wurden Gelder investiert? Die Geschädigten standen in einem ständigen Kontakt mit ihrem Broker. Dieser führte die „trades“ aus und war für Gewinne und Verluste auf der Plattform verantwortlich. Dabei änderte sich das vorhandene Guthaben auf der Plattform stetig, um den Geschädigten einen Echtbetrieb vorzutäuschen. Die Zahlungen selbst wurden durch die Geschädigten selbst oder über einen Fernzugriff auf den Rechnern der Geschädigten durchgeführt. Die Zahlungsdetails wurden in der Regel per E-Mail oder WhatsApp übermittelt. Dabei wurden überwiegend ausländische Konten in Ost-Europa verwendet. In einigen Fällen wurden die Geschädigten dazu überzeugt, sich Fernzugriffsprogramme auf Ihren Rechner zu installieren. Anschließend wurde über das Internet auf den Computer der Geschädigten Partei zugegriffen. Während des Zugriffes wurden seitens der Call Center Mitarbeiter Transaktionen getätigt. Die Geschädigte Partei musste lediglich Bestätigungen für die ausgeführten Transaktionen durchführen. Den Geschädigten war dabei teilweise nicht ersichtlich, wohin die Zahlungen gingen. Was passierte mit den Geldern der Geschädigten? Die Gelder wurden in der Regel auf Konten ins Ausland überwiesen. Hierfür wurden sowohl deutsche als auch ausländische Finanzagenten angeworben, um die Zahlungen entgegen zu nehmen und weiter zu verwalten. Die Finanzagenten sendeten die erhaltenen Zahlungen der Geschädigten anschließend auf diverse weitere Konten des Geldwäsche Netzes oder wandelten die Beträge in eine Kryptowährung um. Die Finanzagenten erhielten eine entsprechende Provision für das verwalten und weiterleiten der eingenommenen Gelder. Es handelt sich um ein groß angelegtes und komplexes Geldwäsche Netzwerk. Fazit Der Einstieg in das System kostet die Geschädigten nur einen geringen Betrag von 250 €. Diese Summe ist für den Großteil der Bevölkerung erschwinglich. Die Plattform generiert mithilfe von Spam Mails, Blog Einträgen, Social Media und gefälschten Zeitungsartikeln ein breites Publikum. Außerdem ist der Einstieg in das System relativ einfach, sodass die Hemmschwelle, es auszuprobieren gering ist. Die betrügerischen Plattformen orientieren sich an legalen Online Börsen und erwecken somit ebenfalls den Eindruck legitim zu sein. Daher gilt es zu anzumerken, dass nicht jeder Anbieter von Online-Trading Plattformen grundsätzlich illegal ist. Es gibt durchaus lizensierte Anbieter, die durch Finanzaufsichtsbehörden reguliert werden. Die Schwierigkeit liegt darin, diese betrügerischen Plattform zu erkennen und von den legalen Anbietern zu unterscheiden. Worauf kann ich im Vorfeld also achten? Welche Schritte kann insbesondere der Einzelne treffen, um in Zukunft sicher vor solchen oder ähnlichen Betrugsmaschen zu sein? Folgende Fragestellungen sollten definitiv bedacht werden, bevor gehandelt wird:
Im Internet läuft alles pseudonym ab. Das bedeutet, dass Kommunikationspartner oftmals lediglich Nicknames verwenden. Sie können sich grundsätzlich niemals sicher sein, mit wem Sie es tatsächlich zu tun haben. Daher ist ein „gesunder Argwohn“ vielleicht nicht schlecht, um sich selbst vor Betrügereien zu schützen. Darüber hinaus ist das Internet alles andere als Fälschungssicher. Artikel von bekannten Zeitungen wie „die BILD“ können gefälscht werden, um ein falsches Vertrauen zu erwecken.
Wenn das Unternehmen kein vollständiges Impressum oder keinen Sitz in Deutschland hat, dann sollte man bei der Registrierung besonders vorsichtig und aufmerksam sein. Unternehmen in Ländern wie St. Vincent, die Grenadinen oder den Marshall Islands sind diesbezüglich vermehrt in Erscheinung getreten.
Wenn Sie aufgefordert werden Ihr Geld auf unterschiedliche ausländische Konten zu überweisen, sollten Sie ebenfalls hellhörig werden. Deutsche Banken haben oftmals nicht mehr die Möglichkeit Transaktionen in das internationale Ausland rückgängig zu machen.
In dem Verfahren zu „Fx-leader.com“ wurde bei einer einfachen Suche bei Google oder ähnlichen Suchmaschinen schnell deutlich, dass es mehrere Foren und Eintragungen gibt, die vor der Plattform „Fx-leader.com“ warnen. Rezensionen und Bewertungen müssen nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen können aber einen guten ersten Eindruck vermitteln oder ein schlechtes Gefühl bestätigen. Leider nutzen auch die Täter solche Möglichkeiten und stellen dafür gefälschte Seiten ins Netz.
Wenn Sie planen, Gelder zu investieren, fragen Sie zunächst sachverständige oder Angestellte Ihres Bankinstitutes. Mitarbeiter ihrer Hausbank haben ein umfassenderes Verständnis bezüglich gewisser Finanzprodukte. Bevor Sie also hohe Auslandstransaktionen für eine Finanzdienstleistung tätigen, vergewissern Sie sich und holen Sie die Meinung ihres Ihnen bekannten Kundenberaters ein.
Wenn Sie bereits im Kontakt mit einem Broker stehen und sich nicht sicher sind, ob es sich bei dem Trading um ein legitimes Geschäft handelt, bedenken Sie, dass Sie einer fremden Person zu keinem Zeitpunkt den Zugriff zu Ihrem Rechner oder Ihren Bankdaten zu erteilen sollten. Sie können nicht wissen nicht, was die Person auf der anderen Seite der Leitung mit ihrem System anrichtet oder welche Transaktionen gebucht werden.
Auch hier sollten Sie sich die Frage stellen, wie die entsprechende Person ihre Daten erhalten hat und wie die Person plant Ihr, verlorenes Geld zurück zu erlangen. In Täterkreisen werden sogenannte „leads“ an andere Gruppierungen verkauft. Dabei handelt es sich um Datensätze mit Kundendaten. Lassen Sie sich auf keine weiteren Versprechungen ein und zahlen Sie auf keinen Fall weitere Gelder, um ihre verlorene Investitionssumme zurück zu erhalten.
Weitere Plattformen Bei den Ermittlungen zu Fx-leader.com und der Kooperation mit der KPI Rostock konnten mindestens 85 weitere strafrechtlich relevante Plattformen entdeckt werden. Bei den Plattformen handelt es sich um: 10cfd.com Verantwortlich für den Inhalt dieses Beitrages ist die ZKI Braunschweig.
Link zur Berichterstattung beim NDR Fernsehen (ggf. dortige Laufzeiten der Beiträge beachten) Beachten Sie auch einen älteren Beitrag zu dieser Masche: https://www.polizei-praevention.de/aktuelles/hohe-gewinne-mit-bitcoin-und-co.html Quelle: https://www.polizei-praevention.de/aktuelles/betrueger-bringen-deutsche-anleger-ums-grosse-geld.html (Beitrag vom 11.10.2021) |
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